Unsere Igelstation -

oder der Beginn eines stachligen Experiments

 

 

Im Spätsommer/Frühherbst 2013 hatte sich eine junge Igelin ausgerechnet unseren Garten, mit seinen vielen Hecken, Laubhäufchen und Wildwuchsecken, ausgesucht, um hier ihre Kinder zur Welt zu bringen. Wie in den vergangenen Jahren zuvor, hatten wir den stachligen Gesellen vorsorglich in unserem Garten Igelhotels gebaut und Futterstellen eingerichtet. In diesem Jahr waren wir etwas zeitiger dran, was die Igelmama vermutlich als deutliche Einladung verstand: „Kost und Logis frei!“ Ende September lagen dann plötzlich mehrere Igelbabys (vermutlich insgesamt 5) in einem der Hotels und warteten darauf, von Mama Igel versorgt und beschützt zu werden. Jeden Abend konnten wir die Frau Mama an den Futterstellen beobachten. Bald schon unternahmen auch ihre Sprösslinge erste Herbstsonnen-Ausflüge im Areal und allabendlich Prozessionen zur Hauptfutterstelle. Trotz größter Freiluft-Zufutterbemühungen gemäß Lehrbuch, Fachlektüre und diversen Ratgeber-Websites gelang es uns nicht, drei der Kinder auf ein halbwegs vertretbares Winterschlafgewicht (die Literatur gibt mindestens ca. 500 g an) zu bringen. Mitte November, als nachts die Temperaturen deutlich unter Null Grad fielen, entschlossen wir uns, Igel Nr. 1 ins Haus zu holen - eine Herausforderung, zumal unsere beiden Hunde und unser Kater alles andere als begeistert waren. Igel Nr. 1 wog gerade mal 190 g, sah weniger aus wie ein Igel, vielmehr wie eine Wurst, hatte eine deutlich sichtbare Hungerfalte im Genick. Wie sich schnell herausstellte, war Igel Nr. 1 ein Mädchen, von Dauerhusten geplagt und total verwurmt. Wir nannten es „Stupsi“.

 

 

Gut zwei Wochen wird es von da an noch dauern, bis es uns gelang, auch noch zwei weitere ihrer Geschwister (Schwester „Olivia“ und Bruder „Alexander“), die ebenfalls mit je 290 g stark untergewichtig waren, an den Futterstellen einzusammeln und zu markieren (wozu roter Nagellack manchmal nützlich sein kann). Fortan wohnte jedes Stacheltier in einem warmen, jeweils anderthalb bis 2 qm großen, Keller-Gehege mit eigenem Schlafhäuschen. Nun hatten wir eine „richtige“ (unsere erste eigene!) Igelstation und das Experiment begann . . .

Abendmenü für drei hungrige Mäulchen
Abendmenü für drei hungrige Mäulchen

Da unser Experiment noch fortdauert und wir unseren Igelstationsbericht erst abschließen wollen, wenn auch das letzte „Heckenschweinchen“ gesund in die Freiheit entlassen ist, können wir igelfreundlichen Nachahmern nur so viel raten:

 

Wer Igel im Haus pflegt und kontrolliert in den Winterschlaf legen will, sollte

 

- sich einen Vorrat an Zeitungspapier und Küchentüchern, Marmeladengläsern, diversen Apotheker-Pötten, Einwegspritzen, Schüsselchen und Tellerchen zulegen,

 

- einen strapazierfähigen Tierarzt des Vertrauens haben oder finden, den man mehrmals in der Woche, bestenfalls noch außerhalb seiner Sprechzeit, mit Kotproben „überfallen“ kann und der einem die unendlichen Weiten der Endoparasiten-Welt erklärt (oder den man zumindest mit seinem angelesenen veterinärmedizinischen Halbwissen konfrontieren kann),

 

- sich in Medikamentenkunde und Raubtier-Ernährungslehre fit machen,

 

- lernen, Dinge des alltäglichen Lebens zweckzuentfremden (Druckerpapier-Kartons werden zu Schlafhäuschen, Schredderprodukte zu Nistmaterial, Werkzeugkisten zu Überwinterungshäusern, Bettgestelle zu Gehegewänden etc.),

 

- sich von seiner nächsten Stromabrechnung nicht allzu sehr schockieren lassen,

 

- wissen, dass man seine wenige Freizeit fortan mit stundenlangem Gehegesaubermachen und -umräumen, Kotprobenberiechen und -begutachten, Anlegen von Wiege-und Pflegeprotokollen, Zubereiten von Igel-Menüs, Sitzen und Einwegspritzen in zugepresste Igelschnäuzchen schieben, Heimwerkerarbeiten (Gehegebau) sowie dem Studium von Fachliteratur und diversen Internetseiten verbringt.

 

 

Die profundesten und alltagstauglichsten Hinweise zur häuslichen Igelpflege haben wir im Übrigen hier gefunden:

 

http://www.pro-igel.de/index.html

 

http://www.igelinnot.at/home.ct

 

http://www.igelkomitee-hamburg.de/Futterplan%20f%FCr%20Igel%20Nov09.html

 

http://www.igelratgeber.de/

 

 

Vielen Dank an Karin Oehl vom Igelforum http://forum.igel-hilfe.org/index.html für die schnelle, kompetente und unkomplizierte Hilfe in allen Igel-Lebenslagen!

 

 

Neuigkeiten aus Igelhausen!

 

4. Januar 2014 - Heute ging es (nach fast einwöchiger medikamentöser Behandlung) mit allen drei Stacheltieren plus deren Kotproben zur vorwinterschlaflichen Abschluss-Untersuchung zu unserem Tierarzt. 

 

(An dieser Stelle - ein herzliches Dankeschön an die Tierarztpraxis Frank Ender in Vierkirchen (OT Tetta) für die unendliche Geduld, die man dort mit uns und unseren kleinen oder manchmal großen Igelwehwehchen hat!)

 

Alle drei Igelkinder hatten bis zur Weihnachtszeit zwar ihre Winterschlafgewichte (zwischen 550 und 700 g) erreicht, waren aber zum wiederholten Mal reichlich mit Lungenhaarwürmern und Kokzidien gesegnet. Die Kleinste, die wir einst mit 190 g aufnahmen, und die sich inzwischen zu einem 700-Gramm-Stachel-Kloß entwickelt hat, hatte zudem noch ordentlich Bakterien in ihren Bronchien, sodass sie es hustenmäßig durchaus mit einem pfeiferauchenden Großvater hätte aufnehmen können. So lautete die Devise also in den vergangenen Tagen: "rein an Medikamenten, was geht!". Der tierärztliche Abschlussbericht lässt uns hoffen, dass alle drei Stacheltiere nun endlich geheilt bzw. auf dem besten Weg der Genesung sind. Das Trio nämlich macht schon seit Tagen rege Anstalten (da werden nachts die Gehege umgebaut und Nestchen angelegt, Zeitungspapierauslagen mit dem Mäulchen zusammengeknüllt und durchs Terrain getragen usw.), endlich in den ersehnten Winterschlaf fallen zu wollen. Zwei Tage noch Tropfenschlucken, dann heißt es in Igelhausen hoffentlich: "Der Umzugswagen Richtung Winterschlafhaus ist da!"

 

9. Januar 2014 - Nix Winterschlaf. Unsere Igelkinder fingen wieder an zu husten. Eine erneute Medikamentengabe gegen Lungenwürmer machte sich erforderlich. Nun müssen sie ersteinmal ihre Medis verstoffwechseln, bevor überhaupt an soetwas wie Winterschlaf gedacht werden kann. Nun - mehr als ein "Nickerchen" dürfte es dann wohl nicht mehr werden in diesem Winter!

Winterquartier im Gartenhaus
Winterquartier im Gartenhaus

29. Januar 2014 - "Tausche Sommerhäuschen in beheiztem (ca. 2 qm großem) Kellergehege gegen massiven Winterbau auf kaltem, beengtem Gartenhaus-Terrain aus privaten Gründen; Umzug so schnell wie möglich"! Gäbe es eine Igelzeitung, hätte der Anzeigetext, den unser Igel-Trio annonciert hätte, vermutlich so gelautet - und dies schon vor Tagen. Die Zeichen konnten nicht deutlicher sein: Kein nächtliches Flanieren mehr im (inzwischen runtergekühlten) Gehege, verschmähte Abendmenues und wenige bis keinerlei igelsche Hinterlassenschaften. Weil nun auch alle Medis verstoffwechselt sind (zum Schluss waren es Hundertschaften Kokzidien, die in Igelhausen ihr Unwesen trieben und die bekämpft werden mussten!), hieß es heute: "Winterquartier- wir kommen, bye-bye Keller!". Schnell waren die gewohnten Schlafhäuschen noch einmal gereinigt und dick ausgepolstert, in die Winterhäuschen gestellt und auch diese mummelig ausgekleidet. Ein letztes Wiegen (die beiden Damen haben schon längst keine Bikini-Figur mehr!), dann rollte der Umzugswagen an, Familie Igel zog ins ungeheizte Gartenhaus. Das Wetter spielte mit: etwa - 3 ° C Tagestemperatur. Nun muss sich das mit den veränderten Wohnbedingungen nur noch bei den Stacheltieren herumsprechen, dann können alle glücklich und zufrieden ihren Winterschlaf beginnen. 

 

4. Februar 2014 - In Igelhausen ist es wie im richtigen Leben. Als das Schulfach "Verhaltensregeln im Winterschlaf" unterrichtet wurde, haben die stachligen Mädels aufmerksam hingehört, der Herr der Igelschöpfung jedoch war vermutlich gedanklich abwesend. Das hat nun zur Folge, dass die beiden korpulenten Damen seit dem Umzug ins kalte Winterquartier ganz fein "heia" machen, deren Bruder allerdings auf dem on-off-trip ist. Zwei Tage schlafen, die Folgenacht herumgeistern und Trockenfutter knabbern, dann wieder schlafen....Genau wie die Außentemperaturen: mal minusartig im Keller, mal schönster Sonnenschein und Plusgrade! Hin und Her! 

 

7. April 2014

 

Alexander 

 

In Igelhausen hieß es "Abschied nehmen - zum ersten"! Der erste unserer drei stachligen Pfleglinge hat uns in Richtung Garten-Freiheit verlassen. Alexander der Kleine war schon vor gut 2 Wochen aus dem Winterschlaf erwacht. An Gewicht hat er kaum verloren. Im Gegenteil - durch das Zufüttern der vergangenen Tage hatte er sich auf rund 900 g raufgefuttert. Wetter wie aus dem Bilderbuch, milde Tages- und Nachttemperaturen, auch Regenwürmer und Schnecken sind schon aktiv. Also haben wir dem kleinen Kerl die Freiheit wiedergegeben, auch wenn wir ihn heftig vermissen werden. Noch schnell die Nagellack-Markierung aufgefrischt, ein letztes Abschiedsfoto, ein angenehmes Igel-Restleben gewünscht (für den Fall, dass der kleine Mann sofort auf Brautschau geht und sich ein neues Revier sucht) und dann raus mit der Schlafkiste unter den heimatlichen Holunderbusch. Mama Igel, die in einem unserer Außenhotels den Winter verschlief, ist ebenso schon auf den Beinchen. Sie und ihr Dreikäsehoch bekommen nun noch ein Weilchen lecker Essen nach draußen serviert - und zwar in eigens dafür angelegte Igelfutterstellen. Blank ausgeschleckerte Näpfchen und reichlich igelsche Hinterlassenschaften zeigen uns täglich, dass es wohl schmecken muss. Nun müssen nur noch die Mädels wach werden!!!

 

 

 28. April 2014

 

Stupsi und Olivia

 

Endlich! Wir haben es geschafft, nach gut 2 Tagen des unermüdlichen Versuchens, unsere beiden winterschlafenden Mädels wach zu bekommen, haben Stupsi und Olivia endlich angefgangen, sich zu regen und zu recken. Viel zu schön ist das sonnige Wetter und die frühlingshafte Natur, um alles zu verschlafen, schließlich sind die meisten Draußen-Igel längst wach und aktiv - haben wir den beiden immer wieder vorgebetet. Interessiert hatte das die Igelinnen nicht. Fast schon hatten wir Angst, sie könnten längst gar nicht mehr am Leben sein. Ein Kontrollstupser nach der Öffnung des Winterschlafhauses brachte uns dann aber freudige Gewissheit: sie atmen noch. Sie sind ein wenig schlanker geworden, aber fit und offenbar gesund. So haben wir ein wenig Unruhe in den Gehegen verbreitet, mal hier gezupft, mal da, schließlich die schnarchenden Stachelkugeln aus ihren Nestern rausgeholt. Es sollte noch etwa einen halben Tag  dauern, bis die Stachelbeeren so etwas wie Aktivitäten zeigten. Jipp!

 
Horst am Fundtag: 29.04.2014
Horst am Fundtag: 29.04.2014

 29. April 2014

 

Horst 

 

"Hurra !", haben wir gedacht, nach mehreren Monaten Igelpflege haben wir uns bald ein wenig Heckenschweinchen-Pause verdient. Sobald die stachligen Mädels in Gottes freie Natur entlassen sind, ist hier erstmal (bis zum nächsten Herbst) igelfreie Zone - zumindest in Keller und Gartenhaus. Falsch gedacht! Mitten am hellichten Tag, am Gartenzaun, in praller Sonne, alles von sich gestreckt und kaum ein Lebenszeichen von sich gebend haben wir ihn gefunden: Horst. Horst war wohl ein gerade erwachter Freiluft-Überwinterer, am Ende seiner Reserven, der sich vermutlich mit letzter Kraft einfach platt in die Sonne gelegt hatte. Klapperdürr ist er, deutlich sichtbar die Hungerfalte, für uns also ein ersichtlicher Notfall. So haben wir nicht lange gezögert, Horst eingesackt und in das verwaiste Gehege von unserem Ex-Schützling Alexander gesteckt, wo er nun aufgepäppelt wird. Die Marschroute war schnell abgesteckt: Kreislauf stabilisieren, Tierarzt vorstellen, ggf. entwurmen, auffüttern. Letzteres wird vermutlich noch dauern. 

 

 

15. und 21. Mai 2014

 

Stupsi und Horst

 

Wenn man kranke oder verunfallte Wildtiere (wie Vertreter des europäischen Braunbrustigels) in Pflege nimmt, um sie aufzupäppeln, weiß man von Vornherein, dass es in der Natur der Sache liegt, dass irgendwann der Abschied kommt. Im schlimmsten Fall schafft es der stachelige Schützling - trotz medizinischer Versorgung und fachgerechter Pflege - nicht und verstibt. Im optimalsten Fall darf man ein gesundes, vitales und für das Igelleben bestens gerüstetes Tierchen in seine gewohnte, natürliche Umgebung entlassen.

 

Bei uns standen innerhalb kürzester Zeit zwei Abschiede ins Haus. Nun war es also soweit.

 

Unsere Stupsi (einst Mitte November 2013 mit einem Gewicht von 190 g gefunden) hatte zunächst gar nicht so recht aus dem Winterschlaf erwachen wollen. Ihr Stoffwechsel war trotz tageweiser schweißtreibender Temperaturen im Inneren des Überwinterungs-Gartenhäuschens immer noch auf Sparflamme eingestellt. Weder regelmäßige Gaben von Kreislauf- und Stoffwechselpräparaten noch Vitamin-B-Komplex-Spritzen halfen. Sie fraß schlecht bis gar nicht, rollte sich in Zeitlupentempo auf und wieder zu. An flottes Igel-Hin-und-Her-Watscheln war gar nicht zu denken. So haben wir sie schließlich täglich für gut eine halbe Stunde im sonnenüberfluteten Garten herumgetragen, sie immer wieder ins Gras gesetzt. Offenbar gab die UV-Licht-Therapie die Initialzündung, denn unsere Stupsi wurde von Tag zu Tag mobiler, vitaler und gefräßiger. Da das Tierchen inzwischen ein Körpergewicht von knapp 800 g erreicht hatte, auch sonst gesund und munter schien, entschlossen wir uns, sie für 2 Tage in ein Garten-Mini-Auswilderungsgehege zu setzen, um dann am 3. Tag die Tore zu öffnen. So passierte es dann auch. Am 15. Mai 2014 durfte unsere Stachelmaus in die Freiheit. Sie, die am längsten unser Gast war, packte schließlich die Gelegenheit beim Schopfe und verschwand auf Nimmerwiedersehen!!!! Machs gut.....

 

Blieb uns nur noch Neuzugang Horst. Horst, der wildeste von unserem Igel-Quartett, war in der Zwischenzeit komplett entwurmt, hatte ein Antibiotikum bekommen und als Begleittherapie einen Schleimlöser. So war Horst unterdessen derartig rasch wiederhergestellt, dass er uns täglich fasst die Haare vom Kopf futterte, sein Gehege gelegentlich etwas derangierte und auch sonst viel Blödsinn in seinem Schlafhaus anstellte. Fauchen und Beißen gehörte unterdessen zu seinem Lieblingsrepertoire. Kaum einen Meter an sein Gehege herangetreten - schon hörte man Horst zischen und fauchen. Nein, mit Menschen hatte dieser arme Kerl nicht viel am Hut. Wir waren und blieben für ihn eine Bedrohung. Das Einzige, was uns zu diesem Zeitpunkt daran hinderte, das renitente Stacheltier in die Freiheit zu entlassen - zumal Horst bereits ein stolzes Gewicht von 840 g auf die Waage brachte (zur Erinnerung, wir hatten ihn im April mit knapp 500 g gefunden) - war sein enormer Stachelausfall. Der Igel verlor täglich zwischen 30 und 50 Stacheln. Ob als Resultat seiner Schwäche oder als Folge des Unwohlseins durch die Gefangennahme (oder beides), wir wissen nicht, was der Auslöser war. Da Horst auch ordentlich Hautpilz hatte, der darüber hinaus ebenso für den Stachelausfall ursächlich hätte sein können, badeten wir ihn also alle paar Tage (insgesamt 3 x) in einem Antimykotikum, außerdem gab es Biotin. Und siehe da, bald sprossen die ersten nachwachsenden Stacheln und wuchsen und wuchsen. Die minimalen kahlen Stellen verschwanden zusehends. Sicher hätten wir unseren Horst auch noch ein viertes und ein fünftes Mal mit dem Medikament behandeln können, um ganz sicher zu gehen, doch der Igel gab uns jeden Tag mehr zu verstehen, wie sehr ihn die Gefangenschaft stresste. Bald war er nur noch am Dauer-Fauchen, ein längeres Festhalten gegen den Igel-Willen für uns nicht mehr zu vertreten. So lief das Procedere genauso ab, wie bei allen Stachelbeeren zuvor. 2 Tage Mini-Außengehege zum Freiheitschnuppern, dann Türchen öffnen. So geschehen am 21. Mai 2014. Auch unser Horst hat sich kein einziges Mal mehr umgedreht. Verschwunden ist er, einfach so, über Nacht. 

_________________________________________________________________________________________________________ 

So traurig wir darüber sind (gleichzeitig aber auch erleichtert), dass wir momentan keine stacheligen Pfleglinge mehr im oder direkt am Haus haben, wissen wir doch, dass es allen vier (und darüber hinaus auch noch weiteren) Igeln in unserem Garten gut geht. Unsere beiden Garten-Freiluft-Futterstellen werden immer noch jeden Abend bestückt. Dies soll auch noch eine kleine Weile so bleiben, bis der natürliche Igeltisch so reichlich gedeckt ist, dass ersteinmal alle ohne unsere Hilfe und unser Zutun klar kommen. Jeden Abend können wir nun beobachten, wie die Heckenschweinchen zu den Futterstellen laufen. Und Tags darauf geben uns ihre Hinterlassenschaften einen groben Hinweis darauf, dass offenbar alle bester Gesundheit sind.

 

Hoffen wir inständig, dass dies für alle ein ganzes Igelleben so bleiben mag!!!!!!!

 

 

An dieser Stelle geht noch einmal ein herzliches Dankeschön an die "Igel-Päpstin" Karin Oehl für ihre tolle Unterstützung mit Rat und Information, gerade in solchen Notfällen wie bei Horst. Auch unserem igelerfahrenen Tierarzt Frank Ender sei hier noch einmal für seinen kompetenten Einsatz bestens gedankt, ebenso der Tierarzt-Praxis Veit für die rasche und unkompliziert Hilfe!!!!!

 

 

der schwer kranke Sam/hier (noch) mit Zecken übersät
der schwer kranke Sam/hier (noch) mit Zecken übersät

 

12. Juli 2014 

 

Sam

 

Nun, wie es im Leben so spielt. Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Die Igel-Überwinterungsgehege im Kellerbereich als auch diejenigen in der Kaltzone (Gartenhaus) längst zusammengepackt, Igel-Medis aussortiert, diverses Pflege-Equipment weggeräumt, haben wir Fellnasenhelfer uns erst einmal auf einen igelpflegefreien Sommer gefreut, um dann im Spätherbst ausgeruht und kräftemäßig aufgetankt wieder der einen oder anderen kranken und hilfesuchenden Stachelnase ein Übergangszuhause mit angeschlossener Intensivstation bieten zu können. Nix da! Einmal Igelstation - immer Igelstation.

 

Am schwülwarmen Nachmittag des 1. Juli standen Nachbars vor der Tür. Ob wir mal eben rüber kommen könnten, sie hätten etwas auf ihrem Grundstück gefunden. Ja, und da lag er. Ein Igel platt auf der Seite, direkt neben der Einfahrt im Gras, bewegte sich nicht. Schnell war für uns klar, dies ist ein Notfall. Also Igel mitgenommen und inspiziert. Ein gut 2 Jahre altes Männchen hatten wir vor uns, Kreislauf vollkommen runter, stark abgemagert (Schulter und Hüftknochen waren deutlich sichtbar, auch eine Hungerfalte im Genick), offensichtlich dehydriert, am Ende seiner Kräfte. Also nichts wie ab zum Tierarzt. Vorher wurde noch schnell notgetauft - "Sam" sollte also der aktuelle Pflegling heißen. So gab es für den stachligen Notfall sofort eine Elektrolythlösungsspritze, B-Vitamine und Coffea zum Kreislaufstabilisieren. Was dann folgte, war für gut 8 Tage Horror für den Igel, wie auch für uns. Aus Gründen, die wir bis dahin noch nicht kannten, wollte das Heckenschweinchen nämlich weder allein futtern noch trinken. Am Ende des Darms kam ergo auch nicht viel raus, außer einem grünlich-schleimigen Irgendwas. So hieß es für mehr als eine Woche 4 bis 5 x pro Tag "Schnäuzchen auf!" und nix wie rein mit der Futterspritze. Für uns bedeutete das: chronischer Schlafmangel und ein Leben nach der Fütterungsuhr. Zudem kam noch eine schwere Darmschleimhautentzündung beim Tier, eine Behandlung mit "Flubenol" musste deshalb abgebrochen werden. Auch das Antibiotikum schlug nicht richtig an. Letztlich blieb eine "Auf-Verdacht-Behandlung" gegen Lungenwürmer. Bingo! Die "Levamisol"-Injektion gerade noch im Allerwertesten fing der Igel langsam aber stetig an, sich allein vor den Futternapf zu setzen und loszumümmeln. Als zeitgleich auch noch die Bestätigung der "Landesuntersuchungsanstalt Sachsen" kam, und zwar mit der Meldung Sammel-Kotprobe hat hochgradigen Lungenwurmbefall, fühlten wir uns - als auch der Tierarzt - mit unserer Therapie bestätigt. Seitdem hat unser "Sam" ein neues Hobby: nämlich Futtern und Gewichtzulegen. Mindestens 4 große Igel-Menü-Portionen wandern täglich in das stachlige Bäuchlein, die Waage zeigt mit jedem Tag ca. 20 g mehr an. Wenn das so weitergeht, darf "Sam" noch im August wieder in sein angestammtes Gartenrevier zu den Mädels. Bis dahin aber heißt es jedoch "kräftig Mampfen und Gesundwerden!". 

 

 

 

 

20. Juli 2014

 

Sam 

 

Seine Lebenskraft war wohl zuende! Am Mittag des 20. Juli 2014, mitten unter den Augen der heißen Sonntagssonne, haben wir unseren Sam verloren. Er starb in unseren Armen, nicht in seinem Gehege im Haus, sondern unter freiem Himmel, in seinem angestammten Revier. R.I.P. kleiner Igel! Dabei hatte doch alles so hoffungsvoll begonnen. Unser Sam hatte längst selbständig angefangen zu futtern, nahm täglich ca. 20 bis 50 g an Körpergewicht zu. Alles schien normal zu sein. Anfang August dachten wir, könne der Kleine, sofern genesen, so langsam wieder zurück in die Gartenfreiheit. Aber daraus wurde nichts. Am Nachmittag des 16. Juli 2014 fanden wir den Igel in seinem Gehege wackelnd umherirrend, die Augen eingefallen und schlitzförmig, das Bäuchlein fühlte sich kalt an (bei gut 30 ° C Tagestemperatur) - alles keine guten Anzeichen. So ging es direkt zum Doc. Ein Notfall. Eine Vitamin-B-Komplex- und Elektrolythe-Spritze sowie ein hochwirksames Antibiotikum brachten schnell Linderung. Als dann der Igel am Abend freiwillig seine Wärmflasche verließ (auf der er den ganzen Tag gelegen hatte), weil es ihm zu heiß wurde, dachten wir "Nun geht es bergauf, das Schlimmste ist überstanden!". Leider war diese Genesung nur noch einmal ein kurzes Aufflackern. Am Vormittag des 20. Juli 2014 fanden wir ihn platt auf dem Bauch in seinem Gehege liegend, die Körpertemperatur wieder runtergesackt, die Augen eingefallen und schlitzförmig, zusehends nach Luft ringend. Gegessen hatte er schon nachts nicht mehr, die Futterportion am Morgen blieb ebenso unangerührt. Nicht einmal mehr Zeit blieb uns, den Bereitschafts-Tierarzt aufzusuchen, so schnell ging alles. Nach einem ca. anderhalbstündigen Todeskampf ging Sam dann am Mittag über die Regenbogenbrücke. Zurück lässt er eine ziemlich traurige und ratlose Fellnasenfamilie. Wir werden sicher nie genau erfahren, weshalb das Tierchen so schnell und ohne Vorwarnung gegangen ist. Einziger Trost bietet uns die Gewissheit, dass unser Sam nun im Igel-Himmel ist und dort vermutlich etliche Mitglieder seiner Igel-Familie bei sich hat. "Machs gut Kleiner, irgendwann sehen wir uns wieder!"

 

Diesmal geht unser herzliches Dankeschön an Tierarzt Dr. Hubertus Thomas aus Görlitz für die intensive veterinärmedizinische Betreuung!

 

am Rücken gut sichtbar die madenbefallene Wunde
am Rücken gut sichtbar die madenbefallene Wunde

5. August 2014

 

Tertius14 

 

Nicht mal einen Tag war er bei uns, dann musste er von seinem schweren Leiden erlöst werden - Tertius14. Sonntagnachmittag (3. August 2014), mitten im Gewitter hatte ihn eine Nachbarin vorbeigebracht. Ob wir uns den Igel mal anschauen könnten, der habe eine Wunde auf dem Rücken. Vorsorglich hatte sie uns Jodsalbe mitgegeben. Gut gemeint, aber leider war mit Jodsalbe nichts mehr zu richten. Das junge Igelmännchen, das wir "Tertius14" nannten, weil er der dritte Neuzugang in Folge in diesem Jahr war, hatte eine riesige klaffende und von Fliegenmaden wimmelnde und durchfressene Wunde auf dem Rücken. Das Tier stank bestialisch, ließ sich jedoch überhaupt nicht eingehender untersuchen. Der war und blieb fest zusammengerollt. Zudem war er übersät mit Zecken, Flöhen, verklebten Fliegeneiern. Wir sind sofort mit ihm am darauffolgenden Tag zum Tierarzt. Dieser machte uns nach Inaugenscheinnahme wenig Hoffnung, wollte das Tierchen jedoch unter Narkose eingehender untersuchen. Was sich dann herausstellte, hat vermutlich nicht nur uns, sonderm auch dem Doc die Sprache verschlagen. Der arme Kerl hatte nicht nur diese sichtbare klaffende, stinkende Rückenwunde, sondern war auch an Bauch, Kinn und Beinen über und über mit tiefen Wunden übersät. Wenn ihm nicht ein Mensch diese Wunden beigebracht hat, z. B. mit einem Rasentrimmer, dann war er vermutlich von einem Fuchs, Steinmarder und Co. gebissen worden. Das Tierchen muss riesige Schmerzen gehabt haben. Unser Tierarzt hat sich schließlich, wegen der Schwere der Verletzungen, dafür entschieden, den Stachelgesellen gar nicht mehr erst aus der Narkose aufwachen zu lassen. Ruhe in Frieden, kleiner Mann! 

 

Quaranta - am Tag vor ihrem Tod
Quaranta - am Tag vor ihrem Tod

11. Oktober 2014

 

 

Quaranta14 

 

Quaranta14 (sie war der 4. Fundigel in diesem Jahr), so haben wir die Igelin genannt, die sich ab Anfang Oktober in unserem Vorgarten einquartiert hatte. Schwer hustend, röchelnd und nach Luft ringend rannte sie bereits ab den Mittagsstunden umher, um Fressbares zu finden. Wenn die Kräfte versagten, legte sie sich in den Lavendel, meist mitten in die Sonne, und döste. Natürlich haben wir ihr gleich eine Futterstelle eingerichtet, die sie auch dankend annahm. Soviel Tagaktivität jedoch und Husten waren uns suspekt, deshalb sammelten wir die Igelin am 9. Oktober 2014 ein, um sie medizinisch versorgen zu lassen. Das knapp 800 g schwere Tierchen wirkte ansonsten recht agil und vital, war in einem passablen Ernährungszustand und zeigte anhand von igeltypischen Verhaltensweisen, wie Fauchen und Beißen, dass noch Lebenswille vorhanden war. Am 9. OKtober 2014 richteten wir ihr in Windeseile ein Außen-Quartier ein. Das Stacheltier reinzunehmen ging nicht, weil Igelhausen gerade in Auflösung begriffen ist. Igelhausen zieht nämlich um. Alle Innengehege sind bereits abgebaut. In Ermangelung einer passenden Igel-Pflegestelle, war dies wenigsten eine Notlösung. An jenem Donnerstag stellte sich beim Tierarzt heraus, dass die Igelin eine heftige Lungenentzündung wegen starken Lungenwurmbefalls hatte. So gabs neben dem Schleimlöser, den sie schon seit Tagen über das Futter gestreut bekam, auch noch ein Antibiotikum und die 1. Gabe Levamisol gegen die Lungenwürmer. Vertragen hat sie alles sehr gut, fraß auch, als ob sie noch etwas zu futtern bekommen hätte. Weil das Entwurmungsmittel, um die Lungenwürmer im Inneren des Igels alle komplett abzutöten, nach 48 Stunden noch einmal gegeben werden muss, sind wir am darauffolgenden Samstag in eine andere Tierarzt-Praxis gefahren. Hinsichtlich der Gründe und Ursachen von dem, was dann leider folgte, lassen uns nur spekulieren, deshalb enthalten wir uns jeden Kommentars. 

 

Quaranta starb am 11. Oktober 2014 noch in der Tierarztpraxis, auf dem Behandlungstisch, direkt nach der 2. Levamisol-Injektion an einem Herzstillstand. Reanimation blieb erfolglos. 

 

Ruhe in Frieden, Du kleine Igelein. Wir sind unendlich traurig und werden Dich nie vergessen........

 

Counter

Besucherstatistik seit Bestehen

der Seite (Januar 2014)